In meinem letzten Beitrag hast du schon einiges über Shintoismus – die Religion in Japan – erfahren.
Dieses Mal geht es um die religiösen Stätten des Shintoismus, die Schreine (jap.: Jinja), von denen es in Japan mehr als 80.000 gibt. Dort führen Priester Zeremonien durch und Gläubige beten zu den Göttern (jap.: Kami).
Aber woran erkennst du einen Shinto-Schrein und wie verhältst du dich dort richtig?
Das und vieles mehr erfährst du im folgenden Beitrag:
1. Funktion und Besonderheiten
An Schreinen werden zu speziellen Festen traditionelle Rituale von Priestern durchgeführt und so um Glück gebeten. Außerdem verwahren viele Schreine verehrungswürdige Gegenstände, die allerdings nicht gezeigt werden. So etwa der Ise-Schrein, in dem eine der Reichsinsignien (ein Spiegel) aufbewahrt wird.
Außerdem finden - zum Beispiel zur Kirschblüte oder zur Reisernte - kleine Schrein-Feste statt. Bei einem sogenannten „Matsuri“ gibt es dann einen großen Umzug, bei dem ein kleiner Schrein (jap.: Mikoshi oder höflicher: Omikoshi) durch die Straßen getragen wird. Dabei wird Sake ausgeschenkt und kleine Street-Food-Buden aufgestellt. Zu Musik und Tanz kommt zu Schluss oft auch noch ein kleines Feuerwerk.
Alle 20 Jahre sollte ein Schrein eigentlich abgerissen und neu aufgebaut werden, um Faulen des Holzes oder Bemoosung zu verhindern. Aufgrund des hohen finanziellen Aufwandes wird das aber nur selten umgesetzt. Eine Ausnahme bildet hier der Ise-Schrein.
Unter den Schreinen gibt es eigentlich keine Hierarchie. Festgelegt ist aber, dass der Ise-Schrein in Ise in der Präfektur Mie (nahe Nagoya und Osaka) an ihrer Spitze steht.
2. Bestandteile
Torii
Diese Tore bestehen meist aus zwei Säulen mit zwei Querbalken und haben in vielen Fällen eine unübersehbare rote Farbe. Sie markieren die Grenze zwischen dem heiligen Gebiet der Kami und der Welt der Menschen. Darum sind sie das Erste, das du von einem Schrein zu Gesicht bekommst.
Bevor du sie durchschreitest, verbeugst du dich einmal und gehst dann durch das Tor, wobei du nicht in der Mitte gehen darfst. Dieser Weg ist den Kami vorbehalten.
Chozuya
Das ist ein kleiner Wassergrand mit Schöpfkellen, der zur Reinigung vor dem Schreinbesuch dient. Wie du das richtig machst, erfährst du weiter unten unter „Beten“.
Sando
Das ist der Weg zum Schrein, den du - wie das Torii - nicht in der Mitte entlanggehst.
Saisenbako
Diese große Box aus Holz ist für Spenden für den Schrein gedacht. Wieviel du dabei spendest ist nebensächlich, denn es geht eher um die Bedeutung der Beträge. Fünf-Yen-Münzen bringen dabei Glück, da sie „Goen“ (Go: Fünf; En: Yen) ausgesprochen werden. Das ist dem japanischen Wort „Goen“ (ご縁) sehr ähnlich, das übersetzt soviel wie Schicksal bedeutet. Viele erhoffen sich daher Glück durch das Spenden einer Fünf-Yen-Münze.
Omikuji
Diese Glücks-Lose sind an vielen Schreinen erhältlich. Während „gute“ Lose mit nach Hause genommen werden, muss man Lose, die Unheil verkünden, an eine dafür bereitstehende Leine, Stange oder einen Strauch binden, um das Unglück abzuwenden.
Ema
Das sind kleine Holztäfelchen, die auf einer Seite bemalt sind. Auf die andere schreibst du einen Bitte an die Götter und hängst die Tafel an den dafür vorgesehenen Haken auf. Wenn diese voll sind, werden die Ema vom Personal des Schreins verbrannt und mit dem Rauch steigen auch die Wünsche zu den Kami in den Himmel, wo diese sie dann vielleicht erfüllen.
3. Beten
Das Gebet an einem Schrein folgt - wie so vieles in Japan - einem eigenen Ritual:
1. Am Chozuya nimmst du die Schöpfkelle (jap.: Hishaku) in die rechte Hand und lässt Wasser über die linke laufen.
Das wiederholst du andersherum genauso.
Anschließend gießt du Wasser in deine linke Hand, führst diese zum Mund und spülst ihn damit aus.
Zum Schluss schüttest du übriges Wasser im Hishaku aus und legst ihn mit der Öffnung nach unten zurück, damit er trocknen kann.
2. Du gehst zur Saisenbako und wirfst deine Münze hinein - natürlich nicht mit voller Wucht.
3. Danach verbeugst du dich zweimal in Richtung des Schreins und klatscht zweimal im die Hände.
4. Nun kannst du mit weiterhin gefalteten Händen beten und den Kami deine Bitten vorbringen.
5. Wenn du fertig bist, verbeugst du dich noch einmal und gehst.
4. Besondere Schreine
Yasukuni-Schrein
Dieser Schrein in Chiyoda in Tokio sorgt regelmäßig für internationale Diskussion. Dort wird nämlich allen Soldaten gedacht, die seit der Meiji-Restauration im Jahr 1968 für Japan gekämpft und ihr Leben verloren haben. Dadurch wurden sie automatisch und unwiderruflich zu Kami - und dementsprechend auch als solche verehrt. Insgesamt sind es über zwei Millionen.
Darunter sind allerdings auch einige Menschen, die in den Krieg gezwungen wurden, z.B. weil ihr Wohnort von Japan erobert wurde. Deren Angehörige wurden allerdings teilweise nie gefragt, ob sie dem ihre Zustimmung geben und sind dementsprechend wütend.
Problematisch ist außerdem, dass unter all den Militärangehörigen auch einige - teilst sogar zum Tod - verurteile Kriegsverbrecher sind.
Für Demonstrationen unter anderem in China und Südkorea sorgen außerdem Besuche von Politikern, wie der von Ex-Präsident Shinzo Abe im Jahr 2013 und kurz nach seinem Abtritt im Jahr 2020.
Chokusaisha
Diese Gruppe an Schreinen hat jeweils das Recht auf einen Gesandten des Kaisers zu besonderen Anlässen und Festen.
5. Schrein-Vereinigung
Das „Jinja Honcho“ ist eine Vereinigung von 80.000 Schreinen, die 1946 gegründet wurde. Auf der Website findest du auf Englisch weitere Informationen zu Shintoistischen Feiertage und vieles mehr über Schreine.
Das waren die wichtigsten Informationen zu Schreinen in Japan. Wenn du noch mehr über den Shintoismus erfahren möchtest, findest du hier einen Beitrag von Nihonguru dazu.
Bildquellen:
- Matsuri: Pixabay, eyesopening, Bild
- Chozuya: Pixabay, MonicaVolpin, Bild
- Saisenbako: Pixabay, Richgold, Bild
- Omikuji: Unsplash, Boudewijn Huysmans, Bild
- Yasukuni-Schrein: Unsplash, Hakan Nural, Bild
Hilfreiche Wörter
神社 | jinja | Schrein
祭り | matsuri | Schrein-Fest
お神輿 | omikoshi | tragbarer Schrein
鳥居 | torii | Torii (Eingangstor eines Schreins)
手水舎 | chōzuya | Chozuya (Wassergrand zur Reinigung vor dem Schreinbesuch)
参道 | sandō | Sando (Weg zum Hauptschrein)
賽銭箱 | saisenbako | Saisenbako (Spendenbox an Schreinen)
御神籤 | omikuji | Omikuji (Glücks-Los)
絵馬 | ema | Ema (Holztäfelchen für Bitten)
柄杓 | hishaku | Hishaku (Schöpfkelle zur Reinigung vor dem Schreinbesuch)