Ab dem ersten November ist in Tokio offiziell Halloween vorbei und Weihnachten beginnt – der meterhohe „Baum“ auf dem Titelbild wurde sogar schon im Oktober aufgehängt.
Um auch ein bisschen japanische Weihnachtsstimmung nach Deutschland zu bringen, gibt es dieses Jahr den ersten Nihonguru-Adventskalender mit 24 teils skurrilen Japan-Fakten:
- Zugführer als Pantomimen
- Japanisches Adressen-Chaos
- Musikalische Straßen
- Ältestes Familienunternehmen
- Japanische Geldscheine
- Japanische Hauptstädte
- Pachinko
- Chigune Sugihara
- Onoda Hiro
- Ainu
- Taschengeld
- Japanischer Weihnachtskuchen
- Erfolgreichste Katze
- Reiseandenken
- Silber für 100-Jährige
- Koban
- Abenteuer auf dem Klo
- Religion in Japan
- Deutsche Fremdwörter
- Unterschrift auf Japanisch
- Onomatopoesie
- Yukio Mishima
- Kurisumasu ni wa Kentakkī!
- Jesus ist in Japan begraben
1. Dezember: Zugführer als Pantomimen
Wenn du in Japan mit der Bahn fährst, fällt dir wahrscheinlich ziemlich schnell etwas an den Mitarbeitern auf: Sich fuchteln oft wild mit den Händen und scheinen, mit sich selbst zu sprechen. Das muss dich jedoch nicht beunruhigen, denn all das ist Teil eines ausgeklügelten Sicherheitssystems im Bahnverkehr - dem „Shisa Kanko“ (指差喚呼) oder auf englisch: „Pointing and calling“.
Dabei ist jede Handlung des Zugführers und des restlichen Personals mit einer besonderen Geste verbunden, oft kombiniert mit lauten Worten. Diese Choreografie soll die Aufmerksamkeit der Mitarbeiter erhöhen und die Konzentration stärken, um Unfälle zu vermeiden.
Eine Studie des RTRI (Railway Technical Research Institute) hat gezeigt, dass durch Shisa Kanko bis zu 85% der Fehler verhindert werden können.
Die Methode wurde erstmals Anfang des 20. Jahrhunderts angewendet. Damals wurden noch Dampflokomotiven betrieben und aufgrund des Lärms im Führerhaus mussten sich die Zugführer laut zurufen, um sich zu verständigen. Jahrzehnte später wurde dann das Deuten auf Gegenstände eingeführt.
Heute wir das Prinzip nicht nur bei der Bahn angewendet, sondern z.B. auch an Flughäfen. Sogar nach Amerika hat es das Shisa Kanko geschafft! Dort kannst du es u.a. in der U-Bahn in New York und Toronto beobachten.
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2. Dezember: Japanisches Adressen-Chaos
Solltest du jemals in Japan eine Adresse suchen - vergiss es einfach, denn es gibt wohl nichts Verwirrenderes! Fehlende Straßennamen und ewige Ketten an Kanji machen es v.a. Touristen oft schwer, ans Ziel zu gelangen!
Falls du es trotzdem versuchen willst, findest du im folgenden den Aufbau wie er in Japan verwendet wird. Willst du die Adresse in lateinischen Buchstaben schreiben, ist sie umgekehrt.
- Zuerst kommt die Postleitzahl hinter dem Zeichen der japanischen Post 〒. Sie besteht aus 7 Ziffern.
- Danach kommt die Präfektur mit dem Suffix 県 (ken). Ausnahmen bilden Tokio (Tokyo-to / 東京都), Osaka (Osaka-fu/ 大阪府), Kyoto (Kyoto-fu/ 京都府) und Hokkaido (Hokkaido/ 北海道).
- Anschließend findest du die Stadt (-shi/ 市), den Bezirk (-ku/ 区) oder Landkreis (-gun/ 郡).
- Manchmal steht danach die Kleinstadt (-machi oder -cho/ 町) oder das Dorf (-mura oder -son/ 村).
- Der Nächste Teil ist der „Stadtteilabschnitt“ (-chome/ 丁目), der oft vom Zentrum ausgehend nummeriert wird.
- Dem folgt der Ortsteil oder Block (-banchi/ 番地). Leider werden diese nicht nach der Lage sondern der nach dem Datum der Registrierung nummeriert, was für ein ziemliches Kuddelmuddel sorgen kann!
- Last but not least - die Hausnummer (-go/ 号). Wie bei den Banchi wird hier nach dem Datum des Baus nummeriert, manchmal aber auch einfach im Uhrzeigersinn - man weiß es nie genau…
Die letzten zwei bis drei Punkte (Go, Banchi, evtl. Chome) werden oft auch einfach mit Bindestrichen aneinander gereiht z.B. 1-10-3.
Wenn du jetzt noch nicht verwirrt bist, schau dir doch mal die Systeme in Kyoto und Sapporo an! Dort gibt es einige Abwandlungen, um es Japanern und Touristen nicht zu leicht zu machen.
Im Zweifelsfall kannst du in Japan aber einfach bei der nächsten Polizeistation (Koban/ 交番) vorbeischauen und nach dem Weg fragen - das ist hier so üblich.
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3. Dezember: Musikalische Straßen
Melody Roads (merodī rōdo/ メロディーロード) gibt es inzwischen in ziemlich vielen Ländern - z.B. in den USA, Südkorea oder den Niederlanden. Dabei hat eine besonders weit verbreitete Bauweise ihren Ursprung in Japan:
Erfunden wurden Melody Roads angeblich vom Ingenieur Shizuo Shinoda, der versehentlich eine Straße mit einer Planierraupe beschädigte. Dabei bemerkte er, dass beim Fahren über die entstandenen Unregelmäßigkeiten, Töne erzeugt werden können.
2007 griff das Hokkaido National Industrial Research Institute diese Idee auf und verfeinerte sie, um ganze Lieder abspielen zu können. Und so funktioniert’s:
Rillen in der Fahrbahn sorgen für eine Vibration des Autos. Durch die Schwingung wird schließlich der Ton erzeugt - allerdings nur, wenn du das Fenster geschlossen hast und dich an die Geschwindigkeitsbegrenzung hältst.
Heute gibt es eine ganze Menge Melody Roads in Japan, ein paar Beispiele befinden sich in:
- Shibetsu, Nemuro, Hokkaido: „Shiretoko Love Song“
- Kimino, Wakayama: „Miagete goran yoru no hoshi wo“
- Ashinoko Skyline, Hakone: „A Cruel Angel‘s Thesis“
- Zwischen Nakamojo und Shima Onsen: „Always With Me“
Auch in Kalifornien wollte man diese Idee übernehmen, scheiterte aber an der Umsetzung - die Abstände zwischen den Rillen wurden falsch berechnet und so konnte man die Melodie nur schwer erkennen.
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4. Dezember: Ältestes Familienunternehmen
Das älteste Familienunternehmen der Welt befindet sich (wo auch sonst) in Japan. Das Ryokan Hoshi (japanisches Gasthaus) in der Präfektur Ishikawa ist seit dem Jahr 718 in Familienbesitz - das sind unglaubliche 46 Generationen!
Vor 1300 Jahren soll der Mönch Taicho Daishi das Onsen (Badeanstalt mit heißer Quelle) mit der Berggottheit Hakusan Daigonen gegründet haben. Angeblich waren die Quellen ein Geschenk der Götter der Hakusan-Berge, um damit Menschen heilen zu können. Der Eigentümer Zengoro, der die erste Generation des Familienunternehmens darstellt, hatte schließlich die Idee, ein Gasthaus zu errichten, um nicht nur etwas für den Körper, sondern auch für den Geist zu tun.
Dabei hat das Gasthaus einige Katastrophen überstanden:
Den 2. Weltkrieg, während dem mit dem Heilwasser verletzte Soldaten behandelt wurden, einen Brand 1961, bei dem ein Gast mit brennender Zigarette eingeschlafen war, und bis jetzt auch die Corona-Pandemie.
Bei einem Aufenthalt wirst du mit einem traditionellen, sehr umfangreichen japanischen Frühstück verwöhnt. Außerdem stehen dir ein Garten und natürlich der Onsen-Bereich zur Verfügung - dabei kannst du auch private Bäder reservieren.
Konkurrenz bekommt das Hoshi übrigens vom Royokan Sakan in Akiu, das seit 34 Generationen in Familienhand ist und ebenfalls über einen großen Onsen-Bereich verfügt.
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5. Dezember: Japanische Geldscheine
In Japan ist es immer ratsam, Bargeld dabei zu haben! Das Aufladen deiner IC-Card (zu der gibt es einen Beitrag) oder das Bezahlen im Restaurant - ohne Bargeld wird das schwierig. Dabei fallen dir bestimmt die vielen Gesichter und Bauwerke auf, die auf die Scheine gedruckt sind. Aber wer bzw. was ist das eigentlich?
Auf dem 1.000-Yen-Schein ist der Arzt und Mikrobiologe Hideyo Noguchi abgebildet, der in Ghana das Gelbfieber studierte und 1928 daran starb. 1927 wurde er Mitglied der Leopoldina. Auf der Rückseite siehst du den Fuji.
Der 2.000-Yen-Schein zeigt das Shureimon-Tor aus einer Burganlage in Okinawa. Nachdem es im 2. Weltkrieg zerstört wurde, stellt das aktuelle Tor eine originalgetreue Nachbildung von 1958 dar. Auf der Rückseite ist ein Porträt von Murasaki Shikibu (ca. 978–1014) und ein Ausschnitt ihres Romans „Die Geschichte vom Prinzen Genji“, der in Japan bis heute einen hohen Stellenwert einnimmt.
Auf dem 5.000-Yen-Schein siehst du Higuchi Ichiyo, die während der Meiji-Zeit für ihre Kurzgeschichten und ihr klassisches Japanisch bekannt war. Die Rückseite zeigt Schwertlilien.
Auf dem 10.000-Yen-Schein, dem höchsten, ist der Philosoph Fukuzawa Yukichi abgebildet, der während der Meiji-Zeit bekannt war und die älteste Universität Japans gegründet hat - die Keio Universität. Auf der Rückseite siehst du den Tempel Byodo-in aus Kyoto.
Die Größe der Scheine nimmt übrigens mit dem Wert zu.
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6. Dezember: Japanische Hauptstädte
Tokio ist als Hauptstadt Japans weltbekannt und dass Kyoto auch eine Zeit lang Sitz des Kaisers (Tenno) war, wissen wohl auch viele - aber was war davor?
Von ungefähr 536 bis 710 regierten die Kaiser der Yamato-Klans von diversen Burgen in Asuka aus, einer Stadt im heutigen Nara. Allerdings nicht nur Kaiser - während der Asuka-Zeit saß auch die erste von insgesamt acht Kaiserinnen auf dem Thron: Kaiserin Suiko.
Von 710 bis 784 wurde die Hauptstadt von Kaiserin Gemmei (vierte von acht Kaiserinnen) dauerhaft nach Nara verlegt. Das ehemalige Gelände des Palasts Heijo mit einigen rekonstruiert Gebäuden kann heute besichtigt werden.
794 wurde Kyoto schließlich die zweite dauerhafte Hauptstadt und blieb dies ungefähr bis 1968. Der Palast kann heute besichtigt werden. Dem amerikanischen Kriegsminister Henry L. Stimson ist übrigens zu verdanken, dass Kyoto noch steht. Er verbrachte dort seine Flitterwochen und setzte sich dafür ein, dass Kyoto nicht Ziel einer Atombombe wurde.
Danach wurde Edo bzw. Tokio zu Hauptstadt, wie wir es heute kennen.
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7. Dezember: Pachinko
Sie sind bunt, laut und überall - Pachinko-Spielhallen. Dutzende Erwachsene sitzen dicht an dicht vor bunt beleuchteten Bildschirmen - aus Lautsprechern dröhnt Musik. Millionen Japaner geben an, regelmäßig zu spielen. Glücksspiel ist in Japan zwar offiziell verboten, trotzdem gibt es landesweit mehr als 13.000 Spielhallen. Wie das geht und was Pachinko genau ist, erfährst du hier:
Pachinko (パチンコ) in seiner einfachsten Form ist eine Art horizontaler Flipper. Zu Beginn kaufst du dir einige kleine Metall-Kugeln, die in die Machine eingefüllt werden. Mit einem Hebel steuerst du dann die Geschwindigkeit, mit der sie von oben einmal über die Vorderseite nach unten geschossen werden. Jede Kugel, die in einer kleinen „Tasche“ landet, erhöht deinen Jackpot. Heute gibt es aber weitaus kompliziertere Varianten. Kleine Röhrchen an der Unterseite schalten spezielle Veränderungen des „Spielfelds“ für erhöhte Gewinnchancen frei und es gibt kleine Mini-Games, die mit dem Original nichts mehr zu tun haben.
Dabei kann man allerdings nur Sachpreise oder Coupons gewinnen, denn Glücksspiel mit Geldpreisen ist in Japan verboten. Dafür kannst du oft direkt nebenan deine Gewinne in Bargeld umtauschen - denn das ist ja nicht illegal. 😉
Für Kinder gibt es übrigens eigene Spielhallen, um sie daran zu gewöhnen - nicht weniger laut aber dafür KAWAII!
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8. Dezember: Chigune Sugihara
Heute geht es um Chigune Sugihara - japanischer Konsul in Litauen während des zweiten Weltkriegs. Er schaffte es damals, tausenden Juden das Leben zu retten. Aber wie hat er das gemacht?
1940 besetzte die Sowjetunion Litauen und viele jüdische Flüchtlinge aus Polen versuchten zu fliegen. Ohne ein Visum war die Reise gefährlich - ein solchen zu bekommen war allerdings fast unmöglich. Viele kamen in die japanische Botschaft - die meisten hatten bereits Papiere vom holländischen Konsul Jan Zwartendijk, die allerdings ohne ein japanisches Visum wertlos waren. Sugihara fragte mehrfach in Tokio nach, erhielt aber die Anweisung, sich weiterhin an alle Formalitäten zu halten. Daran hielt er sich allerdings nicht und entschied nach Absprache mit seiner Frau schließlich, die Visa trotzdem auszustellen. Von da an arbeitete er rund um die Uhr und stellte täglich unzählige Transitvisa für Japan aus. Als er schließlich abreisen musste, warf er Zeugen zufolge, noch Papiere aus den Fenstern seines Zuges und rettete so mehr als 2.000 jüdischen Flüchtlingen das Leben. Vorläufig wurde Sugihara noch benötigt und so wurden Disziplinarmaßnahmen vorerst aufgeschoben. Nachdem er als Generalkonsul unter anderem in Prag gearbeitet hatte und 18 Monate mit seiner Familie in einem Kriegsgefangenenlager festgesessen hatte, kehrte er nach Japan zurück und wurde dort schließlich - offiziell aufgrund eines Personalabbaus - entlassen.
1984 ehrte die israelische Holocaustgedenkstätte Yad Vashem Chigune Sugihara als „Gerechten unter den Völkern“ und ihm wurden mehrere Denkmäler errichtet.
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9. Dezember: Onoda Hiro
Unglaublich aber wahr - 1974 kapitulierten die letzten japanischen Soldaten des zweiten Weltkriegs. Fast 30 Jahre nach Kriegsende! Einer von ihren war Onoda Hiro - heute geht es um seine skurrile Geschichte. Sie handelt von einer kleinen Insel, einem Studienabbrecher und einem Buchhändler.
Es war einmal ein japanischer Leutnant auf der Insel Lubang stationiert und sein Name war Onoda Hiro…
Die Insel wurde 1945 von Amerikanern erobert, woraufhin er sich mit anderen Soldaten in den Dschungel zurückzog. Nach Kriegsende warf man schließlich mehrfach Flugblätter ab, die alle verbliebenen Soldaten zur Kapitulation aufriefen, Onodas Gruppe hielt dies allerdings für eine List und blieb im Dschungel.
Jahrelang harrten sie dort aus und fast alle weiteren Soldaten starben mit der Zeit oder ergaben sich schließlich. Onoda hingegen blieb bei seiner Meinung und versteckte sich weiter. Schließlich wurde er 1959 für tot erklärt. Als Onodas letzter Kamerad schließlich 1972 beim Anzünden von Reis erwischt und getötet wurde, zweifelte man auch an Onodas Tod. Die Geschichte drang bis nach Japan und erreichte dort Suzuki Norio.
Dieser hatte gerade sein Studium abgebrochen und sich das Ziel gesetzt, „Leutnant Onoda, einen Panda und den Yeti zu finden, in dieser Reihenfolge“. Er flog nach Lubang und suchte nach Onoda, der sich ihm aufgrund seiner Japanischkenntnisse zeigte. Sie freundeten sich an, aber Onoda weigerte sich, sich ohne Befehl seines Vorgesetzten zu ergeben. Suzuki reiste mit Beweisfotos nach Japan zurück, wo man den ehemaligen Major Taniguchi ausfindig machte, der inzwischen Buchhändler war. Man flog ihn nach Lubang, wo er Onoda 1974 schließlich offiziell befahl, zu kapitulieren, was dieser auch endlich tat. Damals trug er noch seine Uniform, ein Gunto-Schwert, ein Gewehr mit Munition und einige Handgranaten.
Obwohl er 30 Menschen getötet hatte, wurde er vom philippinischen Präsidenten begnadigt. Er wurde schließlich Rinderzüchter in Brasilien, kehrte aber nach Japan zurück, um eine Naturschule zu gründen.
Und da er 2014 gestorben ist, lebt er nicht nicht mehr heute…
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10. Dezember: Ainu
Was wenigen bekannt ist, ist, dass es in Japan - genauer auf Hokkaido - Ureinwohner gibt: Die Ainu. Hier ein kurzer Überblick über ihre Geschichte:
Ainu bedeutet in der indigenen Sprache „Mensch“. Ursprünglich stammen die Ainu von der Jomon-Kultur ab, die Japan von rund 14.000 v.Chr. bis 300 v.Chr. besiedelten. Äußerlich ähneln sie anderen Völkern rund um das Ochotskische Meer und in den arktischen Regionen Amerikas. Sie lebten auf Hokkaido als Jäger und Sammler, was heute allerdings verboten ist.
Erst 1869 wurde Hokkaido ein Teil Japans und damit offiziell zur Besiedlung freigegeben. Man versuchte die Ainu zu Bauern zu machen, was aber scheiterte. Japan setzte im Umgang mit den Ainu auf Assimilierung - man zwang sie zum Besuch japanischer Schulen und verbot traditionelle Rituale wie zum Beispiel für Frauen typische Tattoos um den Mund. Die Kultur starb fast aus - heute sprechen nur noch wenige die traditionelle Sprache.
Erst in dem 1970ern versuchte man die Kultur zu rekonstruieren, um den Tourismus anzukurbeln. Viele sehen die heutigen Bemühungen um die Kultur allerdings als unzureichend an. Außerdem gibt es weiterhin viele Vorurteile gegen Ainu. Sie werden oft als primitiv angesehen und waren bis vor kurzem kein indigenes Volk.
Erst 2008 wurden sie als eigenständiges indigenes Volk anerkannt und 2019 wurde ein Gesetz zur Förderung der Ainu-Kultur erlassen.
Eines der neueren Projekte ist das Upopoy National Ainu Museum in Hokkaido. Dort werden Artefakte ausgestellt, es gibt ein kleines Ainu-Dorf und du kannst an einigen Aktivitäten teilnehmen.
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11. Dezember: Taschengeld
Wie viel Taschengeld bekommst du so? Diese Frage stellt man in Deutschland eher Kindern. In Japan dagegen ist sie gar nicht so ungewöhnlich in einer abendlichen Männerrunde. Wieso erfährst du jetzt:
In Japan regelt die Frau traditionell die Finanzen, egal wer das Geld nach Hause bringt. Sie bestimmt, was ausgegeben wird - und was ihr Mann bekommt. Einmal im Monat übergibt der sein Geld - oft direkt in bar - an die Frau, die alles in ihr Haushaltsbuch, das Kakeibo, schreibt. Schließlich bekommt ihr Mann einen kleinen Teil davon, zwischen 20.000 und 50.000 Yen, den er für alles ausgibt, was er im Monat so braucht - Restaurantbesuche in der Mittagspause, die Getränke beim traditionellen Ausgehen mit Kollegen, Freizeitaktivitäten und so weiter.
All das kontrolliert die Frau und behält dabei stets den Finanzmarkt im Blick, um das Taschengeld notfalls zu kürzen - getreu dem japanischen Sprichwort: Die Ehefrau hält die Schnüre des Geldbeutels zusammen.
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12. Dezember: Japanischer Weihnachtskuchen
Halbzeit! Nur noch 12 Tage bis Weihnachten! Darum gibt es heute ein, auf den ersten Blick, weihnachtlicheres Thema: Weihnachtskuchen
Am 24. ist er noch teuer, am 25. bekommst du ihn nachgeworfen - dieser Vergleich bezieht sich auf Frauen, die mit 25 noch nicht verheiratet sind. Vor allem in ländlichen Gegenden soll dieser Spruch durchaus nicht ungewöhnlich sein.
Da in Japan aber auch das durchschnittliche Heiratsalter gestiegen ist, spricht man heute eher vom Neujahrskuchen, um der Frau noch ein paar Jahre zu geben ;-)
Aber wie wird man kein Weihnachtskuchen?
Wenn es mit Dates einfach nicht klappen will, greift man in Japan auch ganz gern noch auf eine „arrangierte Ehe“ zurück. Dabei schreibt man zuerst eine kleine Biographie mit Foto und lässt damit jemanden (meist die Eltern) suchen. Es gibt sogar Vermittlungen, die die Eltern von Singles zusammenführen.
Wenn die sich dann verstehen, treffen sich auch die Kinder mit einem Vermittler, um herauszufinden, ob eine Beziehung funktionieren könnte. Dem folgen meist mehrere Verabredungen und idealerweise irgendwann eine Hochzeit.
Natürlich gibt es aber auch in Japan Online-Partnervermittlungen.
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13. Dezember: Erfolgreichste Katze
Der Titel des heutigen Beitrags hört sich zwar seltsam an, aber wir sind eben in Japan - da ist das ja nichts besonders. Hier also die Kurzbiografie von Tama, der vielleicht erfolgreichsten Katze der Welt:
Tama war die Tochter einer Streunerin, die von einem Lebensmittelhändler in Kinokawa, Wakayama, versorgt wurde. Als 2006 Wakayama Electric Railway wegen zu niedrigen Fahrgastzahlen das Personal von seinen Bahnhöfen abzog und eben diesen Händler rekrutierte, erfuhren sie von der Existenz den Katzen.
So wurde Tama 2007 offiziell zur Bahnhofsvorsteherin, während ihr Mutter Miko und eine weitere Katze namens Chibi ihre Stellvertreterinnen wurden. Für ihren Job erhielt sie eine kleine Mütze und eine Namensplakette.
Nachdem die Medien in ganz Japan über Tama berichteten, stiegen die Fahrgastzahlen um 10% an und Tama wurde 2008 schließlich zur Oberbahnhofsvorsteherin ernannt. Damit hatte sie den fünfthöchsten Posten der Firma inne und bekam ein kleines Büro mit Kratzbäumen in Kinokawa. Sie erwirtschaftete allein im Jahr 2007 1,1 Milliarden Yen (Merchandise, TV-Auftritte, etc.) und wurde unter anderem darum 2008 vom Gouverneur der Präfektur zur Ritterin von Wakayama ernannt.
2009 ging der Tama-Zug, beklebt mit Bildern der Katze, in Betrieb und inzwischen auch eine Straßenbahn.
2010 wurde sie zur Geschäftsführerin ernannt und 2013 sogar - kein Witz - zur stellvertretenden Präsidentin, der zweithöchsten Position!
2015 starb sie schließlich im Alter von 16 Jahren an einer Nasennebenhöhleninfektion. Tausende nahmen an ihrer Beerdigung teil und sie wurde sogar zur Shinto-Göttin (Kami) ernannt. Zum Shintoismus, der traditionellen Beerdigung und den Kami findest du übrigens auch einen ausführlichen Beitrag.
Die Katze Nitama („Tama, die zweite“), die seit 2012 der offizielle Lehrling von Tama war, hat ihre Aufgaben übernommen und arbeitet bis heute (2021) für Wakayama Electric Railway.
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14. Dezember: Reiseandenken
In Japan gehört es zum guten Ton, von JEDER Reise etwas für die Kolleg*innen mitzubringen. „Omiyage“ heißen diese kleinen Souvenirs die schon bei einem kleinen Tagesausflug ein Muss sind. Was du beachten musst, erfährst du hier:
- Es kommt nicht auf den Wert an, sondern auf die Mühe, die du dir beim Aussuchen und (evtl. jemand anders) beim Verpacken gemacht hast.
- Empfehlenswert sind ess- oder zumindest verbrauchbare regionale Spezialitäten.
- Kleinteilige Omiyage mit schöner und individueller Verpackung sind zu empfehlen. Dabei sind möglichst so viele Kleinteile wie Kolleg*innen im Set.
- Wenn Omiyage zu teuer werden, kann sich dein Gegenüber nicht wirklich revanchieren - das kann dazu führen, dass sich dein Gegenüber nicht über das Geschenk freut, sondern sich eher unter Druck gesetzt fühlt.
Zum Schluss noch ein paar Beispiele für diese Regeln:
1. Tokio
In Tokio gibt es (unter anderem) die „Tokyo Banana“, eine Süßigkeit, die ihren eigenen nur in Tokio erhältlichen KitKat-Geschmack hat. KitKat heißt auf japanisch „Kittokatto“, was sich wie das japanische „Kitto Katsu“ anhört, das „Viel Glück“ bedeutet - ein kleines japanisches Wortspiel, das perfekt für ein Geschenk ist!
Eine schön verpackte exklusive Box „Tokyo-Banana-KitKat“ wäre also eine Möglichkeit.
2. Wakkayama
In Teilen Wakkayamas werden die japanischen Mandarinen „Mikkan“ angebaut, wofür die Region sehr bekannt ist. Mögliche Omiyage wären also alle Arten von Mandarinen-Süßigkeiten, die möglichst schön verpackt sind.
An vielen Sehenswürdigkeiten in Japan gibt es aber eine große Auswahl an Omiyage in allen Formen und Farben - lass deiner Kreativität freien Lauf!
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15. Dezember: Silber für 100-Jährige
Der Staat Japan gab allein im Jahr 2015 rund 1,8 Millionen Euro für Geschenke aus - und das will man ändern. Aber wie kam es überhaupt dazu?
Seit 1963 gibt es folgende Regelung: Als Dank für den geleisteten Beitrag zur Gesellschaft, bekommen 100-jährige zu ihrem Geburtstag ein offizielles Präsent - und ein teures dazu. Dabei handelt es sich um ein Sake-Set aus Sterling Silber für 8.000¥! Bei über 29.000 Sets im Jahr 2015 ist das eine ganz schöne Menge an Geld.
Bereits 2009 hatte man die Becher aus finanziellen Gründen verkleinert und 2016 stellte man schließlich auf ein günstigeres Material um, was die Kosten halbiert. Trotzdem ist der Spaß immer noch ziemlich teuer, wenn man Japans Überalterung betrachtet: Über ein Viertel der Bevölkerung ist im Rentenalter!
1963, bei der Einführung dieser Regelung, gab es übrigens landesweit nur 153 Personen, die ihren 100. Geburtstag feierten.
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16. Dezember: Koban
Einfach mal die Polizei nach dem Weg fragen - im Deutschland eher unüblich, in Japan aber gang und gäbe. Dort wird das Prinzip „Die Polizei, dein Freund und Helfer“ noch groß geschrieben und das zeigt sich auch im System der Koban.
Das sind kleine Polizeihäuschen, die allenthalben aufgestellt sind und dort arbeiten zwei bis drei Polizisten. Sie kennen sich in der Gegend aus und helfen auch gerne mal verirrten Touristen, die im Chaos japanischer Adressen einfach den Überblick verloren haben. Zu japanischen Adressen habe ich auch in meinem Post am 2. Dezember schon geschrieben.
Abgesehen davon besuchen sie Einwohner ihres Einzugsgebiets, geben Sicherheitstips und unterhalten sich auch einfach mit ihnen. So entsteht ein Vertrauensverhältnis zu den Beamten, die auch immer Wert darauf legen, dass man die Dienstwaffe nicht sehen kann - das könnte ja abschrecken.
Sie weisen Passanten mit lauten Durchsagen darauf hin, zum Beispiel nicht mit Regenschirmen Fahrrad zu fahren oder machen auf kleinere Verfehlungen aufmerksam. Da dies so öffentlich passiert, halten sich die meisten aber sowieso an die Regeln.
Vielleicht ist es der starken Präsenz der Polizei zu verdanken, dass die Kriminalitätsrate in Japan so niedrig ist. Wenn du dich mal verlaufen hast, ist sie aber einfach nur total praktisch.
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17. Dezember: Abenteuer auf dem Klo
Inzwischen ist allgemein bekannt, dass der Besuch einer Toilette in Japan mitunter „interessant“ werden kann 😉
Welche Abenteuer dort auf dich warten, und was du alles wissen solltest, erfährst du hier:
Es gibt grob 2 verschiedene Modelle:
1. Das Hock-Klo
Diese traditionelle Variante ist eine Kloschüssel, die in den Boden eingelassen ist. Dort muss man, wie der Name schon sagt, in die Hocke gehen, um ein Geschäft verrichten zu können.
2. Hightech Washlets
Hier gibt es ein kleines Bedienfled, mit dem du die Spühlung, Budet, etc. steuerst. Eine Sitzheizung ist auch oft integriert.
Kein Witz - ich hatte in Japan eine Liste mit allen möglichen Funktionen und den dazugehörigen Kanji auf den Tasten dabei - und die habe ich auch gebraucht. Gleich im Hotel hatten wir so ein Washlet und natürlich waren alle Tasten auf Japanisch beschriftet!
Damit du dir nicht auch alle einzeln zusammensuchen musst, sind hier die Wichtigsten (am Ende des Türchens gibt es die Liste):
止 - Stopp (immer gut zu wissen, wenn man versehentlich den falschen Knopf drückt)
大 / 流す大 - Spülung für großes Geschäft
小 / 流す小 - Spülung für kleines Geschäft
おしり - Bidet hinten, oft hellblau mit stilisiertem Hintern
ビデ - Bidet vorne, oft rosa mit Frau auf einer Fontäne
脱臭 - Gerüche entfernen
音姫 - die (wörtlich) „Geräuschprinzessin“ spielt Musik, Naturtöne oder simuliert eine Spülung, um Geräusche zu übertönen
Natürlich gibt es bei manchen Modellen noch andere Knöpfe, aber diese sind am weitesten verbreitet.
In Tokio gibt es seit 2021 übrigens zwei öffentliche Toiletten mit transparenten Wänden vom Architekten Shigeru Ban. Erst beim Absperren der Tür werden sie undurchsichtig.
So sollen vor allem Frauen sicher sein können, dass sich im Inneren niemand versteckt.
Beim Projekt „The Tokyo Toilet“ (hier geht es zur Website) wurden neben diesen noch 15 weitere architektonisch vielfältige Toilettenhäuschen in Shibuya gebaut.
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Hier findest du nochmal alle wichtigen Köpfe:
18. Dezember: Religion in Japan
69% Shintoisten, 67% Buddhisten - man muss kein Mathe-Genie sein, um zu merken, dass hier etwas nicht stimmen kann. Dabei sind solche Statistiken in Japan völlig normal, aber wie kommt das?
In Japan ist bei Umfragen zur Religionszugehörigkeit immer eine Mehrfachnennung möglich - deshalb ergeben sich am Ende auch über 100%.
Sehr viele sind nämlich sowohl Shintoisten, als auch Buddhisten. Eigens dafür entwickelte Fabelwesen, die zwischen den shintoistischen Kami und Buddha vermitteln, machen dies möglich.
Außerdem ist es für viele attraktiv, im Alter vom Shintoismus in den Buddhismus zu wechseln. Während bei ersterem eine ganze Reihe an Pilgerreisen nötig sind, ist der Buddhismus einfach bequemer. Gleichzeitig kann man aber eben immer noch den Shintoismus als zweite Religion angeben.
Zu alldem kommen übrigens noch 1,5% Christen und 6%, die anderen Religionen angehören.
Wenn du noch mehr über den Shintoismus erfahren willst, findest du dazu einen Beitrag unter „Reisetips“ auf meinem Blog
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19. Dezember: Deutsche Fremdwörter
Im Japanischen gibt es zahlreiche Fremdwörter. Aus Taxi wird „Takushī“, aus dem englischen Sausage wird „Sōseejī“. Dabei gibt es auch einige Wörter, die Deutschen bekannt vor kommen dürfen.
Nach seiner Öffnung ab Mitte des 19. Jahrhunderts, orientierte sich Japan in der Medizin an Deutschland. Deutsche Ärzte wurden nach Japan geholt, Medizinstudenten lernten fleißig Deutsch für die Vorlesungen. Bis in die 1950er wurden die Akten vieler Krankenhäuser in Tokio ausschließlich auf Deutsch geführt.
Auch was den Alpinismus und Skisport betrifft, muss man als Deutscher nicht groß umdenken. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde beides populär und es gab einige Vorbilder aus dem deutschsprachigen Raum. Ein österreichischer Major brachte zum Beispiel das Skilaufen nach Japan.
Einige Beispiele für deutsche Sprachimporte sind:
ビールス | bīrusu | Virus
オペ | ope | OP
アレルギー | arerugī | Allergie
カリエス | kariesu | Karies
ヒュッテ | hyutte | Berghütte
リュックサック | ryukkusakku | Rucksack
ワンダーフォーゲル | wandāfōgeru | Wandervogel
ヤッケ | yakke | Windjacke
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20. Dezember: Unterschrift auf Japanisch
Einfach mal kurz unterschreiben - für Japaner wäre das gar nicht so einfach. Mehrere Kanji mit zig einzelnen Strichen zeichnet man eben nicht mal schnell. Das muss man in Japan aber gar nicht:
Dort gibt es den „Hanko“. Das ist ein kleiner Stempel mit dem eigenen Nachnamen. Auch Firmen haben einen eigenen Stempel, der offiziell einer Unterschrift entspricht. Deshalb werden die Stempel auch mit besonders viel Sorgfalt aufbewahrt - nicht auszudenken, wenn die eigene „Unterschrift“ verloren geht.
Früher wurden Hanko nur vom Adel geführt, aber während der Meiji-Restauration (ab 1868) musste jeder Bürger einen Nachnamen annehmen und brauchte dann auch einen Hanko.
Inzwischen verliert der Stempel aber auch in Japan an Bedeutung. Als Souvenir ist er trotzdem praktisch. In den kleinen Stempel-Manufakturen kannst du dir nämlich auch deinen eigenen Hanko machen lassen.
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21. Dezember: Onomatopoesie
Onomatopoesie ist die Lautmalerei im Japanischen. Dort wird sie nicht nur von Kindern, sondern auch von Erwachsenen und in geschriebenen Texten verwendet. Wenn du japanisch lernst, kommst du fast nicht an ihnen vorbei und einige Beispiele zu beherrschen, erhöht dein sprachliches Niveau um einiges. Dabei ist zu beachten, dass es oft mehrere Schreibweisen für einen Ausdruck gibt, in Hiragana und Katakana.
Es gibt zwei Arten von Onomatopoesie:
1. Giongo/ Giseigo
Das sind richtige Laute, die dargestellt werden. Diese kommen oft aus der Natur oder sind natürlichen Ursprungs. Beispiele hierfür sind:
ザアザア | zāzā | Prasseln von Regen
パチパチ | pachipachi | Geräusch von klatschenden Händen
どきどき/ ドキドキ | dokidoki | (schnelles) Herzklopfen
Aber auch Tierlaute, wie etwa:
ぶうぶう/ ブウブウ/ ブーブー | būbū | Grunzen eines Schweins
2. Gitaigo
Hier wird ein Zustand oder eine Beschaffenheit von einem Objekt beschrieben, aber auch Gefühle, z.B.
ふわふわ/ フワフワ | fuwafuwa | fluffig
つるつる/ ツルツル | tsurutsuru | glatt, rutschig
くるくる | kurukuru | kullernd, sich im Kreis bewegen
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22. Dezember: Yukio Mishima
Ein berühmter Autor, der versucht, die Regierung zu stürzen - das hört sich doch nach einer weiteren skurrilen Geschichte aus dem Land der aufgehenden Sonne an. Und das ist sie auch:
Als „Hiraoka Kimitake“ wurde er 1925 in Tokio geboren und hatte eine schwere Kindheit. Seine Großmutter, die ihre Kindheit im Kaiserpalast verbracht hatte, trennte ihn jahrelang von seiner Familie, sein Vater verbot ihm das Schreiben und hatte gewalttätige Erziehungsmethoden.
Nachdem er 1945 nicht zum Wehrdienst eingezogen wurde und in Japan bleiben musste, entwickelte er einen Minderwertigkeitskomplex. Im selben Jahr starb sein Mentor, seine Schwester und eine Schulfreundin, mit der eine Hochzeit geplant war, verlobte sich mit einem anderen Mann. Dies verarbeitete er in seinen Werken die er seit der Schulzeit unter dem Pseudonym „Yukio Mishima“ veröffentlichte.
Nachdem er mit der späteren Kaiserin Michiko Shoda verlobt war, heiratete er 1958 trotz seiner Homosexualität die Tochter eines berühmten Malers, mit der er zwei Kinder hatte. 1968 leistete er einen Blutschwur, eine „linke Revolution“ aufzuhalten. Er gründete eine Miliz, die Tatenokai, die japanische Traditionen schützen und den Kommunismus bekämpfen sollte.
Zusammen mit vier Mitgliedern der Tatenokai drang er am 25. November 1970 in das militärische Hauptquartier ein und nahm den japanischen Verteidigungsminister als Geisel. Vom Balkon aus rief er die anwesenden Soldaten dazu auf, das Parlament zu besetzten und den Kaiser als Regierungschef wiedereinzusetzen. Das scheiterte aber am Desinteresse der Soldaten und daran, dass die Rede wegen des Lärms von Hubschraubern kaum zu verstehen war. Er beging daraufhin Seppuko (ritueller Selbstmord), wobei dieser nicht klappte wie geplant - das möchte ich aber nicht weiter ausführen.
Seit 1988 gibt es ihm zu Ehren - was ich nicht ganz nachvollziehen kann - den Mishima-Preis, der jedes Jahr je für Literatur vergeben wird.
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23. Dezember: Kurisumasu ni wa kentakkī
Seit Jahrzehnten gehört es zu einem typischen japanischen Weihnachtsessen - frittiertes Hühnchen von Kentucky Fried Chicken. Wie es zu dieser verrückten Tradition kam, erfährst du hier:
Angeblich verirrten sich 1974 zu Weihnachten Ausländer in ein Lokal von KFC. Eigentlich wollten sie einen Truthahn kaufen, aber weil das in Japan ziemlich schwierig ist, nahmen sie das, was dem ihrer Meinung nach am nächsten kam: Frittiertes Hühnchen.
Der Manager der Filiale sah darin ein großes Potential und die Werbekampagne „Kurisumasu ni wa kantakki“ („Kentucky zu Weihnachten“) wurde gestartet. Sie war unglaublich erfolgreich, unter anderem wegen des Fast-Food-Booms in den 70ern. Fast-Food war neu und galt dadurch als cool.
Auf der Weihnachtsseite von Kentucky Fried Chicken Japan findest du jedes Jahr bis kurz nach Weihnachten nicht nur das „Original Menü“ mit Huhn, Lasagne und Schoko-Kuchen, sondern auch alle Möglichen Extras wie Barbecue-Hühnchen, Beilagen-Boxen und verschiedenste weitere Hühnchen-Variationen.
Mehr über Weihnachten in Japan erfährst du im heutigen Beitrag „Weihnachten in Japan“ auf meinem Blog unter „Reisetipps“.
Dieses und alle weiteren Türchen des Nihonguru-Adventskalenders werden auch auf meiner Website unter „Reisetipps“ veröffentlicht. Den Link dorthin findest du in der Bio.
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24. Dezember: Jesus ist in Japan begraben
Heute, am letzen Tag des Nihonguru-Adventskalenders, geht es um ein sehr christliches Thema: Den Tod Jesu. Ein kleines Dorf in Nord-Japan beharrt aber darauf, dass der viel später war, als in der Bibel angegeben, und zwar in Shingo, Präfektur Aomori
Was es mit dieser Geschichte auf sich hat, erfährst du hier:
Im Jahr 1935 entdeckte ein Shinto-Priester Dokumente, die ihn auf folgende Geschichte schließen ließen:
In seiner Jugend besuchte Jesus schon einmal Japan, kam dann aber nach Judäa zurück.
Angeblich wurde dort nicht Jesus gekreuzigt, sondern sein Bruder Isukiri. Mit dessen Ohr und einer Locke von Maria floh er nach Japan, wo er sich im damaligen Herai niederließ.
Er wurde Reisbauer, heiratete die Japanerin Miyuko und bekam drei Töchter mit ihr. Schließlich starb er im Alter von 106 Jahren.
Sein „offizielles Grab“ kann man übrigens besichtigen.
Dass das alles aufgeschrieben wurde, ist ein „Wunder“, denn damals gab es in Japan keine Schrift. Die originalen Dokumente wurden zufällig während des 2. Weltkriegs zerstört, allerdings von Wado Kosaka transkribiert, der 1970 mit einem angeblichen UFO-Kontakt live im Fernsehen und darüber schrieb, dass Menschen aus dem Weltall kommen.
Beweisen sollen diese wilde Theorie auch folgende Punkte:
1. Der Ortsname
Der alte Name des Dorfes „Herai“ kommt angeblich von „Heburai“, auf Deutsch „Hebräisch“.
2. Bräuche
In Shingo malt man Babys traditionell ein Kreuz auf die Stirn, bevor sie das Haus zum ersten Mal verlassen und eingeschlafene Füße „weckt“ man mit deinem Kreuz aus Spucke wieder auf.
Der Text zum rituellen O-Bon-Tanz zum Sommerfest hört sich weniger japanisch an und könnte hebräische Wurzeln haben. Zum „Christus-Fest“ kannst du dir den übrigens ansehen.
Solltest du schon mal da sein, kannst du in der Nähe auch noch die ältesten Pyramiden der Welt bestaunen, die zur gleichen Zeit wie das Grab entdeckt wurden - welch ein Zufall… 😉
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Hilfreiche Wörter
クリスマス | kurisumasu | Weihnachten
指差喚呼 | shisa kanko | Shisa Kanko („pointing an calling“ - 1. Dezember)
住所 | jūsho | Adresse
~県 | -ken | die Präfektur …
~市 | -shi | die Stadt …
~区 | -ku | der Bezirk …
~郡 | -gun | der Landkreis …
~町 | -machi/ -chō | die Kleinstadt …
~村 | -mura/ -son | das Dorf …
~丁目 | -chōme | der „Stadtteilabschnitt“ …
~番地 | -banchi | der Block/ Ortsteil …
~号 | -gō | die Hausnummer …
交番 | kōban | Polizeistation
メロディーロード | merodīrōdo | Melody Road
旅館 | ryokan | Ryokan (traditionelles japanisches Gasthaus)
温泉 | onsen | Onsen (Badeanstalt mit heißer Quelle/ heiße Quelle) (Symbol: ♨️)
円 | en | Yen (¥)
現金 | genkin | Bargeld
天皇 | tennō | japanischer Kaiser
東京 | tōkyō | Tokio
京都 | kyōto | Kyoto
奈良 | nara | Nara
パチンコ | pachinko | Pachinko (japanisches Glücksspiel)
ホロコースト | horokōsuto | Holocaust/ Schoah
ビザ | biza | Visum
アイヌ | ainu | Ainu (Ureinwohner Hokkaidos)
お小遣い | okozukai | Taschengeld für Männer
家計簿 | kakeibo | Haushaltsbuch
お見合い | omiai | formelles Treffen zweier Heiratswilliger
猫 | neko | Katze
駅 | eki |Bahnhof
電車 | densha | Zug
お土産 | omiyage | Omiyage (Souvenir)
蜜柑 | mikan | jap. Mandarinen
キットカット | kittokatto | KitKat
誕生日 | tanjōbi | Geburtstag
百 | hyaku | 100
お酒 | osake | Sake, Alkohol
交番 | kōban | kleine Polizeiwache
トイレ | toire | Toilette
宗教 | shūkyō | Religion
ビールス | bīrusu | Virus
オペ | ope | OP
アレルギー | arerugī | Allergie
カリエス | kariesu | Karies
ヒュッテ | hyutte | Berghütte
リュックサック | ryukkusakku | Rucksack
ワンダーフォーゲル | wandāfōgeru | Wandervogel
ヤッケ | yakke | Windjacke
判子 | hanko | Hanko, japanischer Stempel
ザアザア | zāzā | Prasseln von Regen
パチパチ | pachipachi | Geräusch von klatschenden Händen
どきどき/ ドキドキ | dokidoki | (schnelles) Herzklopfen
ぶうぶう/ ブウブウ/ ブーブー | būbū | Grunzen eines Schweins
ふわふわ/ フワフワ | fuwafuwa | fluffig
つるつる/ ツルツル | tsurutsuru | glatt, rutschig
くるくる | kurukuru | kullernd, sich im Kreis bewegen
作家 | sakka | Dichter, Autor
ケンタッキーフライドチキン | kentakkī furaido chikin | Kentucky Fried Chicken
クリスマス | kurisumasu | Weihnachten
エス/ イエス/ イエースース | esu/ iesu/ ieesūsu | Jesus
墓 | haka | Grab